Deine Geburt
Als Mama's Entschluß zum Fetozid mit anschließender Geburtseinleitung feststand, versuchte ich mich so gut es eben geht auf diese Zeit vorzubereiten.
Leider hat sich das ja alles länger hinausgezögert, als ich erwartet habe.
Nachdem dann am dritten Tag das zweite Medikament endlich seine Wirkung tat, war ich darüber schon irgendwie erleichtert.
Die Wehen fingen langsam an und machten sich von Stunde zu Stunde mehr bemerkbar.
Am späten Nachmittag wurde Mama nochmal untersucht und bekam erneut das Medikament und keine halbe Stunde später waren die Schmerzen schon nicht mehr erträglich, so dass der Tropf zum Einsatz kommen musste.
Gegen 20 Uhr wurde es dann so schlimm, dass Mama nach einer Schmerzpumpe verlangte. Das Anlegen des Gerätes hätte ich mir - im Nachgang betrachtet - aber auch sparen können.
Denn keine Stunde später habe ich Dich unter sehr starken Schmerzen auf die Welt gebracht.
Da keine Zeit mehr geblieben war, dass Mama in den Kreißsaal gefahren werden konnte, bist Du im Zimmer 530 der Station 5b des EVK Düsseldorf zur Welt gekommen.
Im ersten Moment war Mama nicht klar, dass Du wirklich da bist, bis die Hebammen im Raum standen und sich um mich kümmerten. Sie nabelten Dich ab und legten Dich in das kleine Weidenkörbchen, in dem ich Dich am nächsten Tag auch das erste und letzte Mal sehen sollte.
Dann haben sie Mama für die Operation vorbereitet. Ich musste das Bett wechseln, das "sehr kleidsame" OP-Hemdchen anziehen und dazu ein "elegantes" Häubchen tragen.
Und schneller als ich Valentin sagen konnte, war ich auch schon im Operationssaal, in dem die Kürettage vorgenommen wurde.
Heute erinnern mich nur noch die Einstichstellen am Handgelenk und in der Armbeuge an den Tag Deiner Geburt und natürlich die Schnitte, die meinem Herz und meiner Seele durch das Er- und Durchlebte zugefügt wurden.